Make Yourself Available

Das Künstlerbuch Make Yourself Available erscheint anlässlich der gleichnamigen Einzelausstellung im Kunstverein Heidelberg (2013) sowie der Einzelausstellung He had a killer body and he was an awesome dad but she was like I can’t do this im Kunstverein Langenhagen (2015).

Beiden Ausstellungen ist eine skulptural-installative Raumgestaltung gemeinsam, in welcher die Exponate – in erster Linie großformatige Holzschnitte – wie in einem Bühnenbild inszeniert sind. Beiden Ausstellungen zugrunde liegt außerdem eine Selbstbefragung der Künstlerin in Bezug auf ihre politische Sozialisation in den 1980er Jahren in der süddeutschen Provinz sowie die anhaltende Prägung der deutschen Gesellschaft durch den Nationalsozialismus. Der Fokus liegt dabei auf dem individuell erlebten, psychischen Nachhall der sogenannten „Vergangenheitsbewältigung“. Make Yourself Available verstanden als Aufforderung sich gesellschaftlich zu engagieren, wird von Weisser in Beziehung gesetzt mit der Problematik der sogenannten „Kriegsenkel“: In einem Interview mit der Berliner Psychotherapeutin und Autorin Gabriele Baring fragt Weisser nach möglichen Ursachen selbstschädigenden Verhaltens durch die unbewusste Weitergabe von Traumata innerhalb des Familiensystems.

Die Buchgestaltung greift die Geste des Sich-zur-Verfügung-Stellens auf: Ein Schutzumschlag aus dem Bücherbestand ihrer Tante Anneliese Weisser, welchen die Künstlerin komplett in die Ausstellung im Heidelberger Kunstverein integriert hatte, dient als Cover. Im Buchinneren setzt sich diese Reihe fort, so dass der eigentliche Inhalt eingerahmt scheint von anderen Büchern, welche Weisser als repräsentativ für das geistig-moralische Klima eines bürgerlich-linken Milieus ausgewählt hat. So wird die Schrifttype punktuell durchkreuzt von einer anderen Schrifttype, welche der Umschlaggestaltung einer Festschrift zum 75. Geburtstag von Willy Brandt entliehen ist.

Mit Essays von Ilka Becker und Maria Muhle. Interview mit Annette Weisser von Chris Kraus. Interview mit Gabriele Baring von Annette Weisser. Mit einer Einleitung von Susanne Weiß (Direktorin des Heidelberger Kunstvereins) und Ursula Schöndeling (Direktorin Kunstverein Langenhagen).