ROT / WEISS / HOCKEN / HEIM

Bea Meyer thematisiert in ROT / WEISS / HOCKEN / HEIM zwei sehr unterschiedliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, die eng mit Vorurteilen und klischeebesetzen Vorstellungen einhergehen: die Formel 1 und das Stillen.

Meyer zeigt zum einen die Grundrisse aller 19 Rennstrecken der Formel 1, die es von Australien über Deutschland bis Brasilien gibt, und die sie in Strickbilder übersetzt. Die Strecken sind mit roter Wolle gestrickt und mit weiß-gelblichem Grund umfasst. Meyer zweckentfremdet das Stricken, fertigt keine Pullover oder Handschuhe, sondern Bilder, deren formale Qualität sie als eigenständige Kommentare und Erzeugnisse im Kunstkontext ausweist. Sie überträgt die Koordinaten eines ausschließlich Männern vorbehaltenen Sports in ein im weitesten Sinne Frauen zugeschriebenes Terrain. In der Menge der Bilder wird deutlich, wie beschränkt die Bewegungsfreiheiten im Rennen sind, wie eng und vorgegeben der Ablauf ist. Der Rundkurs wird zu einem Strickmuster.

Dem zweiten Teil des Buches liegen Stillprotokolle zu Grunde. Für den Betrachter erschließt sich dieser spezielle Zusammenhang allerdings kaum. Zu sehen ist ein abstraktes Muster, das Meyer auf großformatige Metallplatten lackiert hat und das an konzeptuelle oder minimalistische Bildfindungsprozesse denken lässt, aber nicht an ein persõnliches und intimes Protokoll über das Stillverhaltens eines Kindes.

Bea Meyers ROT / WEISS / HOCKEN / HEIM wurde von der Stiftung Buchkunst für die Shortlist des Wettbewerbs »Die schönsten deutschen Bücher 2006« nominiert.